Elias Hirschl gab planet75 im Rahmen des Wien-Niederösterreich-Slams 2016 ein Interview. Der 22-jährige Wiener spricht dabei über seine Anfänge, seine Texte und den ganz alltäglichen Wahnsinn.
Was bedeutet Poetry Slam für dich und wie findest du die Szene in Österreich?
Der Poetry Slam und das Schreiben generell nehmen einen großen Bestandteil meines Lebens ein. In einer Woche kann ich schon mal fünf Auftritte haben – es ist inzwischen wirklich schon so eine Art Hauptberuf für mich. Die Szene ist total nett! Ich finde sie wirklich super. Gerade in Wien ist in den vergangenen fünf Jahren viel passiert. Es finden regelmäßige Events statt und es sind viele neue Leute dabei – vor allem Frauen. Man kann durchaus sagen, dass die Szene unglaublich wächst.
Herrscht dann auch ein Konkurrenzkampf unter euch, etwa an Tagen wie heute?
Nein, überhaupt nicht. So ein Slam läuft eher freundschaftlich ab und wir freuen uns, dass wir uns alle sehen. Das hat speziell für mich einen höheren Stellenwert, als irgendein Konkurrenzkampf.
Wovon handeln in der Regel deine Texte? Gibt es einen roten Faden der sich durch deine Texte zieht?
Thematisch handeln meine Texte von ganz, ganz viel Wahnsinn – in allen Ausführungen. Einerseits, weil ich im Zivildienst sehr viel mit psychisch kranken Menschen zu tun habe, andererseits schreibe ich auch über den alltäglichen Wahnsinn, wie etwa die Politik. Zusammengefasst könnte man sagen, ich stelle furchtbare Situationen des Alltags dar.
Bist du bei deinen Auftritten trotzdem noch nervös?
Heute schon, weil es um die Wien-Meisterschaft geht. Das ist auch neu für mich, da ich nicht weiß, wie das Publikum reagiert. Aber bei regulären Slams ist es mit der Aufregung nicht so schlimm. Also wenn ich das Gefühl habe, dass es um was geht – auch wenn es in Wahrheit um nichts geht – dann spüre ich schon noch eine gewisse Nervosität.
Wir reden jetzt schon die ganze Zeit über den Poetry Slam. Aber: Wie bist du überhaupt dazu gekommen und wie lange ist das nun schon her?
Ich habe einige Youtube-Videos der deutschen Slam-Szene gesehen und das hat mir gut gefallen. Außerdem fanden im Literaturhaus im 7. Bezirk, unweit meiner damaligen Wohnung, Slams statt und das wollte ich auch ausprobieren. Mittlerweile bin ich auch schon fast sieben Jahre dabei und finde es nach wie vor super, da du sofort die Reaktion des Publikums auf deine Texte bekommst. So macht Literatur einfach Spaß.
Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Person:
Elias Hirschl wurde am 11. Juni 1994 in Wien geboren und lebt nach wie vor in der Hauptstadt. 2010 hatte er seinen ersten Poetry Slam-Auftritt. 2012 wurde er U20-Ö-Slam-Sieger, 2014 österreichischer Meister und 2015 belegte Hirschl den dritten Platz bei der Europameisterschaft in Estland. Neben dem Poetry Slam studiert der Wiener Philosophie, was aber einen eher kleineren Teil in seinem Leben einnimmt. Hauptsächlich schreibt er Romane und arbeitet an Poetry Slam-Texten. Zu seinen veröffentlichten Werken zählen: „Der einzige Dorfbewohner mit Telefonanschluss“ und „Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt“.
Fotocredit Titelbild: TJ Photography